Fast hätte ich die kleine Schildkröte beim Rasenmähen übersehen – sie saß außen am Schildkrötengehege. Ich war sehr erstaunt und wusste nicht wo sie herkam, denn unser Schildkrötennachwuchs vom letzten Jahr war vollzählig in der Kiste.

Haben wir letzten Sommer eventuell ein Gelege übersehen und die Kleine war unbemerkt ganz ohne Brutkasten geschlüpft? Das ist im wenig südländischen Olper Sauerland extrem unwahrscheinlich – es könnte höchstens sein, dass ein Ei sich im beheizten Frühbeet entwickelt hat. Aber dort mache ich eigentlich regelmäßig Probegrabungen. Und wie sollte die Schildkröte aus dem Gehege herausgekommen sein?
Oder handelt es sich womöglich um die kleine Kröte, die letztes Jahr zwei Tage nach dem Schlupf gestorben ist und die wir im Garten beerdigt haben? Sie war ganz schlapp und ist immer schwächer geworden, bis sie sich überhaupt nicht mehr bewegt hat. Wenn es tatsächlich die totgeglaubte Schildkröte ist, müsste sie von den Toten wieder auferstanden sein. Bei Reptilien kommt ein Scheintod anscheinend öfter vor, wie man in der Literatur nachlesen kann. Man soll daher Schildkröten nicht zu schnell begraben, sondern erst, wenn deutliche Todeszeichen auftreten, wie beispielsweise die Ansammlung von Blut im Bauchpanzer, also Leichenflecken. Ich dachte, wir hätten bei dem totgeglaubten Tierchen lange genug gewartet bis zur Beerdigung…
Nicht ganz ausschließen möchte ich die Möglichkeit, dass die kleine Schildkröte versehentlich beim Misten mitsamt Erde und Rindenmulch auf dem Kompost gelandet ist – wir sammeln zwar vor dem Saubermachen alle Tiere aus der Kiste und zählen durch – aber die Kleinen sind Meister im Verstecken und vielleicht sind wir bei dem vielen Nachwuchs einmal durcheinander gekommen? Ich weiß es nicht.
Bad nach dem Schlupf
Und tatsächlich, beim Durchsehen der alten Fotos habe ich die Kröte gefunden – wir haben sie letztes Jahr gleich nach dem Schlupf fotografiert, wie sie erst einmal in einer kleinen Wanne säuft, bevor sie in die Nachwuchs-Kiste kam. Sie ist im Juli 2018 aus dem Ei geschlüpft. Das Schildkröten-Baby muss den ganzen letzten Sommer bis heute alleine im Garten gewesen sein und dort überwintert haben. Zu fressen gibt es dort genügend, hungern musste sie nicht. Es wundert mich nur, dass wir sie nicht einmal zu Gesicht bekommen haben. Es geht der Kröte gut – sie ist munter und kräftig und überhaupt nicht scheu. Nur ein wenig kleiner als ihre gut genährten, wärmeverwöhnten Geschwister. Die wiegen zwischen 50 und 60 g – das Natur-Krötchen wiegt 35 g. Da kann man sehen wie widerstandsfähig selbst die kleinsten Schildkröten sind.

Fakt ist, dass der Findling nun noch nachträglich mit einer EU-Bescheinigung amtlich registriert werden muss.




